0001/2019 Jetzt bloggt sie aber rum...

Ich erlebe immer wieder im Traineralltag kleine Geschichten, die ich gerne auch mal als Anschauungsmaterial missbrauche, oder dich mich Tage später noch beschäftigen. Ich werde hier in diesem Blog einfach darüber schreiben. Vielleicht bringt es den Einen oder Anderen ja auch zum Nachdenken und Überdenken.

 

In meiner Trainerausbildung bei Nina Steigerwald machen wir immer gerne Trainerspiele. Soll heißen zwei Menschen "spielen" zusammen Tier und Trainer. In einem Fall wurde mir eine Lektion erteilt, die ich schon einigen Schülern erzählt habe:

Ich war Tier und kam also zu meinem Trainer. Er brachte mich erst dazu auf eine Karte zu tippen und ich bekam dafür einen Klick und Spielgeld als Belohnung. Dann ging es darum irgendwie bestimmte Karten anzutippen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich immer das Dreieck antippen sollte. Wenn das Dreieck nicht da war, dann den Stern. Dafür gab es auch sehr viele Klicks. Wenn weder Dreieck noch Stern da war, sah ich meinen Trainer ahnungslos an und er überlegte sich einen neuen Plan.

Schwupps kam wieder das Dreieck und ich wusste was zu tun war. Dachte ich...

Ich tippte es an und es ertönte kein Klick. Ich tippte es noch mal an, wieder kein Klick. Ich krauste meine Stirn und tippte sehr energisch auf das Dreieck. (Wie als wenn die Fernbedienung nicht geht, dann drückt man auch stärker)

Mein Trainer nahm wieder alle Karten weg und überlegte kurz. Er legt wieder Karten auf den Tisch. Ich tippte das Dreieck an. Nix passierte. Also verschränkte ich die Arme und streikte.
Mein Trainer überlegte sich einen neuen Plan und dann war aber leider die Zeit vorbei.

Wie sich später heraus stellte war die Aufgabe immer die Karte anzutippen, die der Trainer als zweites hingelegt hatte. Der Trainer war sich auch eine ganze Weile sicher, dass ich das Richtige verknüpft hatte. Ich auch. Ich muss immer das Dreieck antippen.

Natürlich war es eine Lektion für den Trainer, der besser darauf achten muss, dass die Karten immer in unterschiedlicher Reihenfolge hätten kommen müssen. Oder man hätte mit Positionen arbeiten können, oder, oder, oder …

Was aber für mich wichtig war: Ich wollte ja gerne das Richtige machen, aber anscheinend konnte ich nicht herausfinden, was der Trainer von mir wollte. Ich war mir meiner Sache so sicher. Und doch war es falsch. Ich verstand es einfach nicht.

Ich war in der Situation sehr frustriert.

Und dann sagte meine Ausbilderin etwas, was mir wirklich einen Gänsehautschauer brachte:

Und jetzt stellt euch vor, ihr bekommt für jedes falsche Antippen einen Klaps auf die Finger...
In mir kamen sofort Bilder hoch... Pferde, die nicht das richtige Verhalten zeigen und gestraft werden.

Strickrucken, Strickzerren, Wegdrücken...
Wenn das Pferd aber doch eigentlich verstehen will und denkt das Richtige zu zeigen...

Weil wir ihn mehrmals darin bestätigt haben, dass das Verhalten das ist, was wir wollen.

Wir aber als Trainer nicht bemerken, dass das Pferd etwas anderes verknüpft.

Das ist schon hart genug.

Aber wenn dann das Pferd dann für aus seiner Sicht richtiges Verhalten gestraft oder unter Druck gesetzt wird... wie frustrierend muss das bitte sein...

Ich war wirklich traurig und hatte so viel Mitgefühl, dass ich seitdem noch genauer hinschaue, beobachte und versuche mehr als fair zu sein.

Klar mache ich auch Fehler. Aber ich versuche diese zu erkennen und immer sie bei mir zu suchen. Fehler sind Informationen.
Man sollte sie nutzen...

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